Matthias Schamp – Plausibilität generieren, jetzt!
Home
Plausibiltät generieren, jetzt!
Maßgabe zur Qualitätssicherung projektorientierter Kunst
veröffentlicht in:

Oberwelt, eine Gebrauchsanleitung
Stuttgart 2003
(ISBN: 3000115277)

"Was macht nun aber ein Projekt zu einem gelungenen? Nur begrenzt lassen sich traditionelle Kunst-Begrifflichkeiten auf die Projekt-Kunst übertragen, um zu qualitativen Unterscheidungen zu gelangen. Aus diesem Grunde schlage ich stattdessen den Begriff ‘Plausibilität‘ vor. In dem Maße, wie ein Projekt plausibel ist, erscheint es gelungen. Natürlich erweist sich Plausibilität immer nur in Hinblick auf die intendierte Projekt-Absicht. Diese muss transportiert werden. Sämtliche im Projektzusammenhang aufkommenden Manifestationen - neben den bereits erwähnten medialen Hervorbringungen z. B. Recherchen, Sound, Aktionen, Gespräche - wirken dabei mit. Wie bei einer Maschine greift eins ins andere um Plausibilität zu generieren. Aber nicht nur die Disposition der einzelnen Projektbestandteile ist von Belang, sondern auch die adäquate Einbindung in das jeweilige soziale, kulturelle, räumliche Umfeld, in dem das Projekt wirksam werden soll. Nicht allein die sorgfältige Ausarbeitung der einzelnen Elemente, sondern letztendlich auch Fragen der Maßstäblichkeit spielen hierbei eine Rolle. In welchem Verhältnis stehen die Bestandteile zueinander? Wenn alles stimmt, funktioniert das Projekt. Es ist plausibel".

"Plausibel sein kann ein Projekt indes immer nur in Hinblick auf einen Rezipienten. Diesem muss es einleuchten. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Schnitt­stelle zwischen Projekt und Rezipient nicht derart klar definiert ist, wie beispielsweise bei einem Tafelbild. Im Sinne einer angemessenen Rezeptionshaltung tritt einem Bild der Betrachter über eine bestimmte – nur im geringen Maße variable – Distanz frontal gegenüber. Das Verhältnis zwischen Projekt und Rezipient ist hingegen weitaus unbestimmter. Gerade das Disparate der einzelnen Projekt-Manifestationen, auch deren räumliche oder zeitliche Streuung führt dazu, dass derjenige, der mit einem Projekt in Berührung kommt, sich in der Regel nicht mit der Totalität des kompletten Bezugsrahmens konfrontiert sieht, sondern ihn ausschnitthaft wahrnimmt."

KOMPLETTER TEXT ALS PDF (vier Seiten)