Symposium zum erweiterten Kunstbegriff: Elisabeth Jappe
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In Vorbereitung auf den HELIX-HOCHBAU
Symposium zum erweiterten Kunstbegriff (Kunsthaus Essen, 1995)
ELISABETH JAPPE:

"Aber ich war einfach neugierig und wollte doch mal wieder zurückgehen zu Beuys und sehen: Was hat er ursprünglich damit gemeint, und wie weit haben wir uns inzwischen davon entfernt? Ich zitiere zwei wesentliche Beuys-Statements, von denen ich meine, daß sie eine Brücke bilden können zu dem, was hier geplant wird:

1. 'Wovon man aber ausgehen kann, ist die Idee, daß Kunst und aus Kunst gewonnene Erkenntnisse ein rückfließendes Element ins Leben bilden können.'
2. 'Die künftige Gesellschaftsordnung wird sich nach den Gesetzmäßigkeiten der Kunst formen.'

Erweiterte Kunst gibt es in vielen Formen: Einmal bedeutet das, keine Objekte mehr zu machen, sondern Prozesse. Und das ist ja hier auch so: Erweiterte Kunst ohne fertiges Produkt als Endpunkt." (…)

"Also einmal dieser Ausspruch von Beuys: 'Alles ist Kunst', 'Jeder Mensch ist ein Künstler, und alles was er macht, ist Kunst', der ist ja nun sehr falsch begriffen und interpretiert worden. Auf jeden Fall sind wir in unserer Gesellschaft nicht so weit, daß wir sagen, alle Lebensbereiche werden mit dem Bewußtsein eines Künstlers behandelt. Das ist die Utopie von Beuys gewesen, daß jeder Mensch im Prinzip imstande ist zu denken, zu fühlen wie ein Künstler und das in allen Sparten anwenden soll.

Das funktioniert natürlich in der Praxis überhaupt nicht. Insofern sind wir immer noch in der Situation, daß es ganz viele Lebensbereiche gibt und darunter ein relativ kleiner Bereich, der immer wieder noch als Kunst bezeichnet wird. Boris Nieslony meint, das hat immer mit einem 'Bild' zu tun. Das deckt sich eigentlich weitgehend mit dem, was ich sagen wollte: Genau wie Philosophie oder Politik hat Kunst ganz eigne formale Kriterien. Und die sind wir noch lange nicht los, damit werden wir noch sehr sehr lange leben und das find ich auch sehr gut, daß wir damit noch lange leben müssen. Man kann nicht einfach sagen: So, jetzt geh ich in die Politik, und das ist genau dasselbe, wie wenn ich Kunst mache. Es ist nicht genau dasselbe. Man muß nach ganz anderen Kriterien arbeiten." (...)

Nach dem Symposium
erschien die Transkription als
Publikation.
ISBN 3-931201-03-1
5 € (+ 3 € Versandkosten)
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Den kompletten
Text gibt's auch hier als
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